"Meeensch, Du bist ja super religiös – toll!"
"Äh – schluck – hm, also …. ja, ok. Danke!"
So ähnlich reagierte ich kürzlich auf dieses Kompliment.
Ich wusste, wie die Person es meint, deshalb verzichtete ich auf größere Ausführungen, was ich genau unter religiös sein verstehe.
Religion ist nicht automatisch etwas Schlechtes. Es kann aber durchaus sehr eklig-religiöse Züge annehmen, deshalb hat dieses Wörtchen einen seltsamen Beigeschmack für mich.
Ich meine religiöse Menschen, die klare Regeln und Gesetze befolgen und tolle Dinge tun, um Gott zu gefallen, doch eine freundschaftliche Beziehung zu Gott fehlt ihnen.
Jesus ist für mich kein Typ, der gestorben ist, um für uns ein Religionsstifter zu ein. Er starb, damit wir durch ihn wieder mit Gott zusammen sind und nicht mehr von ihm getrennt sein müssen.
Und er regte sich damals sogar ziemlich auf über irgendwelche religiösen abgedrehten Typen.
Er sagte zu denen:
"Ihr Scheinheiligen!
Sogar von Küchenkräutern wie Minze, Dill und Kümmel gebt ihr Gott den zehnten Teil. Aber die viel wichtigeren Forderungen Gottes nach Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glauben sind euch gleichgültig.
Doch gerade darum geht es hier: Das Wesentliche tun und das andere nicht unterlassen.
Ihr aber entfernt jede kleine Mücke aus eurem Essen, doch ganze Kamele schluckt ihr bedenkenlos hinunter. Andere wollt ihr führen und seid doch selber blind! … Ihr poliert eure Becher und Schüsseln außen auf Hochglanz, so wie das Gesetz es erfordert. Doch gefüllt sind sie mit dem, was ihr in eurer maßlosen Gier anderen abgenommen habt. Ihr blinden Verführer, reinigt eure Becher erst einmal von innen, dann werden sie auch außen sauber sein. …
Ihr seid wie die gepflegten Grabstätten: von außen sauber und geschmückt, aber innen ist alles voll stinkender Verwesung.
Ihr steht vor den Leuten als solche da, die Gott ehren, aber in Wirklichkeit seid ihr voller Bosheit und Heuchelei."
Da hat Jesus ordentlich Ramba-Zamba gemacht, denn diese Leute schienen ihm gewaltig gegen den Strich zu gehen! Sie hörten zwar auf Gott und sie machten Gesetze, an die sich andere Leute zu halten hatten, aber sie taten es aus falschen Motiven.