Onesimus, ein Sklave haut ab … um zurückzukehren …

Der Brief an Philemon – unscheinbare zwei Seiten in der Bibel, diesem dicken Schinken.

Philemon lebte in Kolossä (Kleinasien) und war Christ. Wahrscheinlich wurde er das durch Paulus. 
Der zog als Prediger durchs Land, um den Menschen von Jesus von erzählten. Damals war es üblich, dass wohlhabende Familien Sklaven anstellten, die für sie arbeiteten. So auch die Familie von Philemon. Sie hatten einen Sklaven, der Onesimus hieß. Irgendwann haute der plötzlich ab, wahrscheinlich weil er Geld oder Schmuck geklaut hatte.

Onesimus musste aufpassen, Philemon nie wieder unter die Augen zu treten. Obwohl Philemon für seine Liebe und Großzügigkeit bekannt war, war es damals auch üblich das Sklaven für Diebstahl oder ähnlichen Mist hingerichtet wurden.


Auf seiner Flucht traf Onesimus auf Paulus. Genau. Der Prediger durch den Philemon zum Glauben fand. Wie und wo sie sich trafen? Keine Ahnung! Ob die sich schon mal begegnet waren und Onesimus deshalb Kontakt zu Paulus suchte? Ich weiß es nicht. Denn was das Treffen schwierig machte, war die Tatsache, dass Paulus im Knast saß. Vielleicht hatte er ja ab und zu Freigang? Vielleicht saß Onesimus auch kurzfristig ein? (falls Du es weißt, lass es mich wissen – schreib nen Kommentar)


Wie dem auch sei. Dreimal darfst Du raten wie das Treffen der Beiden ausging?!
Richtig. Auch Onesimus wurde Christ. Jesus hatte es ihm angetan   :-)
 

Er kapierte das Jesus frei macht, er überschüttet uns mit Gnade und vergibt uns alle Fehler der Vergangenheit, zumindest dann wenn wir dazu stehen und ihn um Entschuldigung bitten. Onesimus verstand aber auch, dass diese Freiheit nur halb soviel wert ist, solange er nicht versucht mit Leuten, die er mies behandelt hat, wieder klar zu kommen. Gott sprach ihm ins Herz und machte ihm klar, dass er zu Philemon zurück gehen sollte, um ehrlich zu sein und ihn ebenfalls um Entschuldigung zu bitten.
Das war eine mehr als riesige und mutige Herausforderung, denn ihm drohte der Tod!
 


Paulus, der mit Philemon befreundet war, beschloss zu helfen und seinen alten Freund gnädig zu stimmen. Er setzte sich hin und schrieb Philemon einen Brief. Dieser Brief ist einer der liebevollsten und sensibelsten Briefe, die ich in der Bibel bisher gelesen habe!


"Lieber Philemon!" fing Paulus seinen Brief an. "Ich danke Gott immer wieder, wenn ich an dich denke und für dich bete. Denn ich habe erfahren, mit welcher Liebe du allen Christen begegnest und wie du an Jesus glauben. Ich bete, dass der Glaube, der uns miteinander verbindet, in dir weiter wächst und du immer mehr erkennst, wie reich uns Jesus beschenkt hat. Durch deine Liebe habe ich viel Freude und Ermutigung erfahren, denn ich weiß, wie oft du andere Christen in ihrem Glauben gestärkt hast. Aus diesem Grund möchte ich dich jetzt um etwas bitten … " 


Paulus schrieb Philemon, dass er ihn sehr schätzt und eine hohe Meinung von ihm hat. Und jetzt passiert etwas ganz Beeindruckendes. Du musst wissen Paulus war Ältester und Apostel, dass bedeutete, dass er Befehle geben durfte. Er hätte also sagen können: "Philemon, ich befehle dir, dass du Onesimus verschonst und ihm vergibst!"


Doch Paulus nutzte nicht seine Autorität, sondern vertraute auf Philemons Hingabe als Christ.

Er schrieb: "Um der Liebe willen möchte ich dir nichts befehlen, sondern dich schlicht und einfach um etwas bitten als ein alter Mann, den man ins Gefängnis geworfen hat, weil er die rettende Botschaft von Jesus verkündet. Es geht um deinen Sklaven Onesimus, der hier durch mich zum Glauben an Christus gefunden hat und für mich wie ein Sohn geworden ist. Möglich, dass er früher seinem Namen keine Ehre gemacht hat und für dich nicht besonders nützlich war. Aber wie viel Nutzen kann er nun dir und mir bringen!

Ich schicke ihn jetzt zu dir zurück und mit ihm mein eigenes Herz. Wie gern würde ich ihn noch bei mir behalten, solange ich im Gefängnis  bleiben muss. Er hätte mir helfen können, so wie du selbst es tun würdest. Aber ich wollte ihn nicht ohne deine Einwilligung hier behalten. Denn eine gute Tat sollte nicht erzwungen sein, sondern freiwillig geschehen. Vielleicht ist dir Onesimus nur deshalb für eine kurze Zeit genommen worden, damit er für immer zu dir zurückkehrt. 


Nun kommt er nicht nur als dein Sklave wieder, du wirst viel mehr an ihm haben: einen geliebten Bruder.

Das ist er für mich gewesen. Wie viel mehr wird er es für dich sein; er gehört ja zu dir – als Mensch und nun auch als Christ. Wenn ich also dein Freund und Bruder bin, dann nimm Onesimus auf, als würde ich selbst zu dir kommen. Sollte dir durch seine Flucht irgendein Schaden entstanden sein, oder sollte er dir etwas schulden, dann stell es mir in Rechnung. Ich werde es bezahlen. Dafür bürge ich hier mit meiner Unterschrift.

Lieber Philemon! Bereite mir doch diese Freude! Erfülle mir meine Bitte, weil wir beide an den Herrn glauben und durch Jesus verbunden sind. Ich schreibe dir im Vertrauen darauf, dass du dich nach mir richten wirst. Ja, ich bin sicher, du wirst noch mehr tun, als ich von dir erbitte. Bitte halte ein Gästezimmer für mich bereit, denn ich hoffe, dass Gott eure Gebete erhören und ich euch bald besuchen werde.​"


Mich berührt dieser Brief und gerne hätte ich erfahren, wie Philemon darauf reagiert hat?! Doch leider steht davon nichts in der Bibel. Und es kommt mir noch ein Gedanken; Onesimus haute von Philemon ab. War Philemon vielleicht auch etwas angefressen, dass Onesimus durch Paulus und nicht durch ihn zum Christen wurde? Musste er diesen Stolz überwinden? Hat er es geschafft Onesimus zu vergeben und ihn wie einen Bruder in den Arm zu nehmen?

Wie muss es wohl Onesimus auf dem Weg zurück zu Philemon gegangen sein? Er musste seine Angst überwinden und versuchen darauf zu vertrauen, dass Jesus ihm die Kraft schenkt, nicht vorher umzudrehen. Er musste den Mut haben sich Fehler einzugestehen und um Entschuldigung zu bitten! Und vorallem musste er sich selbst vergeben … 

 


"Einen Bruder, für den ich bete, kann ich bei aller Not, die er mir macht, nicht mehr verurteilen oder hassen." – Dietrich Bonhoeffer 


Alles Liebe und Mut auf den Wegen zu so manchen Menschen, denen Du in Deinem Leben vielleicht doch nochmal begegnen solltest! 

Deine Mandy

 

© Foto: unendlichgeliebt.de

 


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Dieser Beitrag wurde am 14. Juni 2016 veröffentlicht.

2 Gedanken zu „Onesimus, ein Sklave haut ab … um zurückzukehren …

  1. Rebekka

    Hallo Mandy
    Es ist doch immer wieder erstaunlich, auf welche Weise du dich mit bestimmten Themen aus der Bibel auseinander setzt und uns daran teilhaben lässt.
    Die Sache mit Onesimus, dem Sklaven, erinnert mich an meine eigene Lebensgeschichte. Auch ich bin „ein Sklave“, der bzw die vor etwas oder jemanden geflüchtet ist und nun auf ihren eigenen „Paulus“ wartet, damit sie zurückgeschickt wird.
    Danke

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  2. Benjamin

    Hallo Mandy,
    Onesimus fand ich schon immer spannend seit ich die Geschichte kenne. Vor ein paar Jahren habe ich einen Roman dazu gelesen, „Flucht in die Freiheit“ von Patricia St. John, sehr empfehlenswert. Was mag Onesimus auf seiner Flucht wohl alles erlebt haben, wie ist aus einem zornigen jungen Mann ein Nachfolger Jesu geworden und wie kommt es, dass Paulus ihn später mit Empfehlungsschreiben zurückschickt? Die Antworten, die der Roman gibt, sind natürlich ausgedacht, aber es hätte so gewesen sein können. Ich fand insbesondere toll, wie man immer wieder Teilen des Neuen Testaments begegnete, die in die Romanhandlung eingearbeitet sind. Gilt als Jugendbuch, ich hab’s aber auch als Erwachsener mit Begeisterung verschlungen.
    LG
    Benjamin

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