Wo ist der Balken in meinem Auge?

Abbas Poimen war ein Wüstenvater.

Wüstenväter sind Typen, die im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. – oftmals auf Grund der Christenverfolgung – in die Wüste zogen. Dort lebten sie in kleinen Gruppen oder auch ganz alleine und erlebten Gott auf ganz eigene und besondere Weise. Es wäre sicher eine spannende Erfahrung wert, in unserer heutigen Zeit aufzubrechen um Wüstenväter und Wüstenmütter zu werden. Spannend zumindest nach dem Internetentzug … Wie würden wir Gott erleben?

Die geistlichen Ergüsse, die uns die damaligen Wüstenväter dagelassen haben sind oft gar nicht blöd …


Abbas Poimen sagte mal: "Lehre deinen Mund sagen, was dein Herz hat." Quelle

Auf gut deutsch: "Lerne über das zu sprechen, was in deinem Herzen ist."


Wie war das mit dem Schein und dem Sein? Mit dem Scheinheiligsein?

Wir Menschen sind gut im Schauspielern. Die einen füllen ihre Rolle mehr aus, als die anderen … doch in irgendeinem Bereich sind wir alle gut darin.

Der eine spricht von Nächstenliebe, doch wenn es ums lieben geht, läuft er davon. Der Andere redet von Vergebung und Gnade, doch wenn es zu vergeben gibt, bleibt er stur und nachtragend. Der Nächste sagt: "Wir schaffen das gemeinsam!" Doch wenn es was zu schaffen gibt, steht die Gemeinschaft ohne ihn da.


Wir Christen sind voller Schwächen und Fehler. Nicht schlimm. Schlimm ist, wenn wir sie hinter frommen Begriffen und Phrasen verstecken. 

Dann heißt es nicht nur jeden Sonntag im Gottesdienst: The show must go on! 
 

Gemeinde ist kein Schauspielunterricht – jeder schlüpft in seine Rolle. Gemeinde ist keine Show.

Gemeinde ist ein Ort, um zur Ruhe zu kommen, um Kraft zu tanken und Freundschaften zu pflegen. Gemeinde ist ein vertrauter Ort, an dem wir ehrlich zueinander sind und sagen können, wie es in unseren Herzen wirklich aussieht. Gemeinde ist der Ort, wo wir füreinander beten können. Gemeinde ist eine Werkstatt, in der der Heilige Geist Herzen heilen kann.


"Ja, so sollte Gemeinde sein …. ist sie aber nicht!" – wirklich?

Ich habe in Gemeinden genau das erlebt, was ich eben geschrieben habe. Ich habe auch auch Gegenteiliges erlebt. Doch ich lasse nicht zu, dass negative Erfahrungen die positiven verdrängen. Am besten funktioniert das, in dem ich erstmal auf mich selbst schaue.


Wo ist der Balken in meinem Auge? (Matthäus 7, 4)

Was kann ich tun, um wieder freie Sicht zu bekommen?
 


Du kannst andere Menschen nicht ändern, aber Du kannst Dich selbst – mit Gottes Hilfe – ändern! Und vielleicht bekommst Du durch diese Veränderung sogar ein anderes / besseres Verständnis für das Verhalten von anderen?! Auf jeden Fall wirst Du sie besser sehen, klarer. Mit so einem Balken vorm Auge geht das nicht. Ein Blinder kann nur schlecht einen Blinden führen und ihm sagen wo es lang geht.


Verschwende Deine Lebenszeit und Kraft nicht mit Schauspielerei. In Johannes 10, 10 steht:

"Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich aber bringe Leben – und dies im Überfluss." 


Heute ist morgen vergangen. Kein einziger Tag kommt zurück …
Lass Dir vom Dieb – vom Teufel – nicht das Wertvollste stehlen was es gibt: Dein Leben!
Lass Dich lieber von Jesus beschenken! 


Vielleicht denkst Du jetzt, dass Du aus Deiner "Rolle" nicht mehr rauskommst. Die Leute kennen und lieben Dich so wie Du (eigentlich gar nicht) bist … doch ich glaube es ist falsche Rücksichtnahme, wenn Du einfach weiter sagst und tust, was andere von Dir erwarten. So wirst Du Dich mit hoher Wahrscheinlichkeit von Gott entfernen, Stück für Stück, Dein Herz wird hart.


Falls Du meinen Blog kennst, weißt Du das ich eine Lüge aufgedeckt habe, die mich über einige Jahre fest im Griff hatte. Natürlich kam der Gedanke:

"Ich weiß ja was falsch läuft … Gott weiß es auch, er kennt mich und weiß wie leid mir das tut. Wenn ich es vor anderen Menschen aufdecke, dann werden die nicht nur an mir zweifeln, sondern vielleicht auch an ihrem eigenen Glauben. Wie oft hab ich auf meinem Blog über Wahrheit und Ehrlichkeit geschrieben …. wie sehr liegt es mir am Herzen, dass ich Menschen für Gott begeistern kann! Gerade deshalb sollte ich lieber schweigen … um Menschen nicht zu enttäuschen, mache ich weiter wie bisher!"  
 

Wenn ich dann in der Bibel gelesen habe, dann las ich das die Freiheit und Gnade, die Jesus uns verspricht ganz oft im Zusammenhang mit Wahrheit und Ehrlichkeit steht. Das Gegenteil von Freiheit ist Sklaverei … lies mal Johannes 8.

So ist es besser einmal die Eier zu haben und zu sagen: "So ist es wirklich … " als sich weiterhin letzendlich selbst zu bescheissen. Die Wahrheit macht frei. Dem kann ich zustimmen. Auch wenn Du von anderen Menschen einiges dafür einstecken musst. Auch da wirst Du wieder Schauspielern begegnen, die sagen: "Ich vergebe Dir … "  die Dir dann aber keine Möglichkeit auslassen, um Dir aufs Brot zu packen, was Du falsch gemacht hast.

Sind wir ehrlich, legen wir Wunden frei … doch dann erst dann können sie heilen und eitern und siffen nicht mehr vor sich hin. Der "Geist der Wahrheit" tut hierbei sein Bestes …


Dietrich Bonhoeffer sagte mal:
 

"Wirkliche Wahrheit unterscheidet sich von jeder phrasenhaften Wahrhaftigkeit dadurch, dass sie etwas ganz Bestimmtes will, dass etwas geschieht – nämlich dass sie den Menschen löst, frei macht." 

 

In diesem Sinne, ich wünsch Dir Freiheit – die nicht von dieser Welt ist!

Deine Mandy

 

 


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Dieser Beitrag wurde am 23. Mai 2016 veröffentlicht.

16 Gedanken zu „Wo ist der Balken in meinem Auge?

  1. Bithya

    Jaja, dieses "Ich sollte lieber nichts sagen um andere nicht zu verunsichern…" kenn ich. Wird sogar leider oft von der Kanzel aus gesagt, vielleicht nicht ausdrücklich, aber zwischen denZeilen. Sehr traurig, verhindert Wachstum. Warum können wir nicht einfach ehrlich sein, wenn es nicht ín der Gemeinde möglich ist, wo dann?

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  2. Irene

    Ich verstehe es so, eine Kritik ist schnell ausgesprochen. Doch mit Ermutigung und Lob gehen wir alle sehr sparsam um. Also ist es eine Ermutigung sich selbst zu reflektieren. 

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  3. Katharina

    Also ich kenne einen Geistlichen, der direkt anspricht, woran es "hapert" und damit kann ich persönlich sehr gut umgehen. Das genau, denke ich, ist sein Job.

    Natürlich ist er stets im Gespräch, in der Kritik seiner Gemeinde, doch ich persönlich habe ihn richtig gern für all seine Bemühungen, uns unseren Glauben näher zu bringen, uns zu erklären, welche Regeln es für uns gibt. Natürlich habe auch ich gelegentlich andere Ansichten, doch das Wesentliche, wirklich Wichtige habe ich nur durch ihn verstanden. Ich kann mir sehr gut aus seinen Predigten das annehmen, was ich brauche und die Dinge, die ich persönlich nicht ganz so teile (nichts Wesentliches), die kann ich ja für ihn selbst so stehen lassen.

    Und natürlich ist brüderliche Zurechtweisung in angemessener Form wichtig, jedoch entscheidend hierbei ist, wie bei allen Aktionen die eigene Herzenshaltung.

    Interessante Regel schon vom Herrn Knigge:-)

    "Gehe von niemand und lass niemand von Dir, ohne ihm etwas Lehrreiches oder etwas Verbindliches gesagt und mit auf den Weg gegeben zu haben;
    aber beides

    auf eine Art, die ihm wohltue, seine Bescheidenheit nicht empöre und nicht studiert scheine, dass er die Stunde nicht verloren zu haben glaube,
    die er bei Dir zugebracht hat, und dass er fühle, Du nehmest Interesse an seiner Person,
    es gehe Dir von Herzen,
    Du verkauftest nicht bloß Deine Höflichkeitsware ohne Unterschied jedem Vorübergehenden!"

    – Adolph Freiherr Knigge -,
    Erstes Kapitel, Allgemeine Bemerkungen und Vorschriften über den Umgang mit Menschen, 16.www.zeno.org

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  4. minc

    Und ich persönlich finde auch diesen Spruch zu "Balken" ganz wichtig:

    gefunden unter: http://karrierebibel.de/

    "Bekämpfen Sie Ihren Stolz.

    Egal, was Sie sagen – die anderen spüren, ob Sie Ihnen damit wirklich einen Dienst erweisen oder sich lediglich selbst produzieren wollen.
    Fragen Sie sich also: Warum wollen Sie Ihr Wissen wirklich teilen?

    Stets alles besser wissen zu wollen, kann nicht zuletzt ein Indiz für Unsicherheit sein.
    Wie sagte schon Satre: „So ist der Stolz nun einmal: Ein Plädoyer der Elenden.“

    Falls wir also "ehrlich" sein wollen, sollten wir uns zunächst fragen, was bezwecke ich mit meiner Kritik? Ist sie konstruktiv genug zur Lösungssuche oder möchte ich einfach nur mal meckern, motzen, meinen eigenen Frust erleichtern, indem ich die Leistung des anderen herabsetze, mich besser fühlen?

    Und vor Allem sollte ich mich wirklich im Vorfeld fragen, wie es dem Menschen dabei gehen wird, wenn ich was wie vortrage. Schnell kann ich demotivierend, verletzend und unangemessen wirken, wenn mir die wahre Nächstenliebe im Herzen fehlt. Was habe ich dann bewirkt? Nichts als Leid! Keine Verbesserung der Lage, sondern möglicherweise wird Derjenige sich nun zurück halten, schlimmstenfalls der Gemeinschaft fern bleiben oder einfach sehr traurig sein.

    Also, liebe Irene, lass uns die Stärken im Menschen sehen und loben und die Schwächen versuchen, mit unserer Hilfe auszugleichen.

    LG :-))

    Antworten
    1. Irene

      Minc, so sehe ich es auch und so versuche ich das auch mit meiner " wahrheit" was ich für wahr und richtig halte muss für meinen Mitmenschen nicht stimmen. Oder noch nicht stimmen. Somit muss man schon gut überlegen was man sagt und schauen wo der eigene Splitter sitzt. 

      Antworten
  5. minc

    Das hier habe ich gefunden auf http://www.deo-iuvante-havelland.de

    und ich persönlich finde, es zeigt klare Unterschiede zwischen den Dingen auf:

    ——————————————————————

    "Was genau ist eigentlich maulen ……
    „Och, immer ich muss das machen, immer mir passiert dieses oder jenes“, …..
    Vielleicht ist uns die maulende Myrte aus den Filmen um Harry Potter bekannt. Egal, was zu ihr gesagt wird, stets ist sie beleidigt, jammert und wirkt weinerlich.
    Nie findet jemand Worte, die ihr zusagen, schon gar nicht, die sie erfreuen könnten.

    …….meckern ………motzen …….
    Mit Gemecker äußern wir Unzufriedenheit, Missfallen und beschweren uns mitunter gehässig:
    „Hier fehlt schon wieder der Punkt auf dem ´i´, das kann doch nicht wahr sein, du musst das doch mal begreifen!“

    Oder schlimmer gar in Abwesenheit Desjenigen:
    „Wieder hat er den Punkt vergessen, so dumm kann sich doch keiner anstellen!“

    Eine der Fragen, die man stellen könnte:
    „Geht es eigentlich ohne Meckern und Maulen?“
    – hat sich aus meiner Sicht mit vorher stehenden Erklärungen bereits beantwortet.

    Niemand möchte bewusst stets jammern, beleidigt sein und durch nichts erfreut werden können. Und wer möchte denn bitte gehässig sein?

    Warum also meckern wir? Warum maulen wir? Warum hören wir nicht auf damit?

    Wie geht es uns denn dabei? Welchen Einfluss hat Gemecker auf die Gemeinschaft?

    Wie ist unser eigenes Befinden, wenn wir meckern, wenn andere meckern?

    Habe ich demjenigen, dem ich mein Gemeckere anbiete, mal hierbei in seine Augen, in sein Gesicht geschaut? Habe ich wahrgenommen, wie es meinem Gegenüber damit ergeht?

    Wie geht es mir selbst, wenn ich meckere? Erreiche ich etwas mit Gemecker? Was genau?

     

    Hat Jesus gemeckert? NEIN!

     

    Von Meckern und Motzen klar abgrenzbar ist Auseinandersetzung.

    Hier geht es um eine konstruktive Aktion, um das Bemühen, sich verständlich zu machen, etwas darzulegen.
    Wir möchten durch Auseinandersetzung unterschiedliche Standpunkte im Gespräch klären.

    An uns arbeiten, aufarbeiten, uns befassen, etwas durchdenken, überdenken und uns aufeinander einlassen. Wir möchten debattieren, diskutieren, uns den Themen widmen.
    Das geschieht durch Austausch, durch die Bereitschaft, sich nicht nur berieseln zu lassen, sondern aktiv mitzuwirken."

     

    Antworten
    1. Irene

      Nein gemerkt hat Jesus nicht, doch gibt es im Lukas Evangelium  ( das lese ich gerade) 1-2 stellen wo er leicht genervt reagiert mit einem priese besorgnis " oh ihr ungläubigen,  wie lange soll ich noch unter euch verweilen." Was mir echt gut gefällt.

      Antworten
  6. Katharina

    Also: Zusammenfassung!

    Was haben wir nicht zuletzt von unserer lieben Mandy hier gelernt?

    Ehrlichkeit ist total wichtig! Und: Fangen wir direkt bei uns selbst an!

    Seien wir ehrlich zu uns selbst!

    Antworten
  7. Irene

    Auch wenn Jesus manchesmal genervt war hat er doch die Menschen mit dieser Stimmung niemals stehen lassen. Er hat viel in Gleichnisse gesprochen und das ist so super ! Er hat niemanden alleine gelassen sondern erklärt wie sie es verstehen können.

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  8. susa

    Liebe Mandy,
    ich lese jetzt seid -geschätzt- einem 3/4 Jahr immer wieder in Deinm Blog. Ohne selbst einen Kommentar gegeben zu haben. Der “ verlassene“ Einkaufs-Chip beim Lidl wars, der mich auf Deine Spur brachte. Zu der Zeit warst Du noch in der Flüchtlingshilfe aktiv. Was und Wie Du schreibst, unsere Alltagssprache übersetzt, ist genial!!! Dein „Outing“ habe ich auch etwas verfolgt, aber, wir haben alle diese Dinger (Balken) da in den Augen, und viele, viele Masken, um unsere Seele vor Verletzungen zu schützen. Meine Erfahrung ist, das, wenn ich mich traue!!! wirklich in tiefen Vertrauen an Christus wende, mein Herz dieser nie versiegenden Quelle ohne einen Vorbehalt zu wende – dann werde ich geheilt. Immer wieder! Das ist das erstaunliche. Diese Kraft versiegt nicht, nie!!! Nur unserer Vertrauen ist noch nicht groß, tief genug. Reine Übungssache. Glaubenssache. Mitgefühlssache. Öffnung-für-Liebe-Sache. Danke!!!! Mandy, das du hilfst die Balken aus unseren Augen zu heben. Mit Gottes Hilfe. Bleib gesegnet!

    Antworten
    1. Mandy Artikelautor

      Vielen Dank liebe Susa. 😉

      Ich freue mich, dass Dir mein Blog gefällt und wünsche Dir ebenfalls ganz viel Segen!

      Alles Liebe
      Mandy
       

      Antworten

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