Weil Worte unsere Sprache sind

Ab und zu, in unregelmäßigen Abständen z.B. heute, schwirrt eine Mail bei mir rein, in der jemand schreibt: 

"Ich habe auf Deinem Blog so Redewendungen wie 'himmlischer Papa' oder 'BIG Daddy' gelesen. Es ist sehr ungewohnt für mich, den HERRN so zu nennen …  [ … ] aber es passt, es ist authentisch, ja so ist ER!" 

Ich denke, so unterschiedlich wie die Menschen zu und über Gott sprechen, so unterschiedlich spricht er auch zu uns Menschen.


Gott kennt jeden einzelnen ganz genau, und er will nicht nur, dass wir verstehen, was er sagt. Sondern wir sollen auch verstehen, was er meint und wie er es meint.


Sprache ist etwas, was mich begeistert. Man kann mit Worten und Sätzen Bedeutung transportieren, und genau auf die Bedeutung kommt es an. Manche Worte treffen einen bestimmten Sachverhalt viel genauer als andere. Allerdings können Worte auch voll in die Irre führen, nämlich dann wenn wir ihnen eine andere Bedeutung zuschreiben als derjenige, der sie verwendet. 


Ein Klassiker: 

Oma: "Na, schmeckts Dir mein Junge?"
Enkel: "Boar! Oma, dass ist voll fett!"
Oma: "Aber das ist gar nicht fett, es ist doch ganz zartes Hühnchen … "


"Voll fett" heißt heutzutage sowas wie "total geil" – also ähm, ich meine: echt super, grandios!" :-) In Omas Zeiten bedeutete "voll fett" in diesem Zusammenhang eben wirklich "voll fett" – das Gegenteil von mager. 


Ich bin überzeugt davon, dass Gott mit dem Jungen anders spricht, als mit der Oma. Denn er weiß genau, welche Worte uns zu Herzen gehen und welche Bedeutung sie bei uns haben.


Unsere alltägliche Sprache entwickelt sich weiter. Von Generation zu Generation verändert sie sich.

Deshalb finde ich es auch sehr sinnvoll, dass es immer mal wieder Menschen gibt, die sich hinsetzen und eine neue Bibelübersetzung bzw. Bibelübertragung schreiben. Was für meine Ur-Oma Anna noch voll bedeutungsvoll und bewegend war, dass kapiere ich heute vielleicht gar nicht mehr, oder verstehe evtl. sogar etwas ganz anderes, als damit gemeint ist.  

 

Lies mal das hier:

"Der Geist, den Gott euch gegeben hat, ist ja nicht ein Sklavengeist, sodass ihr wie früher in Angst leben müsstet. Es ist der Geist, den ihr als seine Söhne und Töchter habt. Von diesem Geist erfüllt rufen wir zu Gott: »Abba! Vater!«" – Römer 8, 15 GNB


Abba bedeutet Vater und damit auch Papa. Gott wünscht sich, dass wir Papa zu ihm sagen – das ist eine total liebevolle Bezeichnung!


Ich glaube, viele Menschen, vielleicht gerade die ältere Generation, dürfen diese liebevolle Beziehung zu Gott hoffentlich noch entdecken. Und wer weiß, vielleicht ist sogar die Wortwahl ein Teil des Problems …

In alten Filmen, da sieht man manchmal, wie die Kinder ihren Vater mit "Sie" oder sogar mit "Sir" ansprechen. Eine total abgefahrene Vorstellung; wenn ich mir vorstelle, auf dem Spielplatz mitzubekommen wie Klein Leon zu seinem Vater sagt: "Sir, ich möchte gerne Schaukeln, können Sie mir hochhelfen?!"

Da ist es auch kein Wunder, dass da automatisch eine gewisse Distanz da ist. Respekt, na klar – aber mangelnde Nähe. Auf jeden Fall anders, als wenn Kinder ihren Vater "Papa" nennen. 
 

In älteren Bibelübersetzungen (wie z.B. Luther oder Elberfelder) ist es durchaus üblich, eher distanziert von Gott zu sprechen und es liest sich auch ganz anders, als unsere heutige Umgangssprache. Da wird HERR z.B. oft großgeschrieben oder auch Pronomen wie ER, die sich auf IHN beziehen – damit zeigte man Ehrfurcht und Respekt.

Mir sagte kürzlich jemand, mit dem ich mich über die verschiedenen Bibelübersetzungen und -übertragungen, unterhielt: "Gott wird zum Kumpel dekantiert" – das empfand er so und es gefiel ihm nicht. Deshalb konnte er mit den neueren Übersetzungen nichts anfangen bzw. hielt er sie sogar für falsch, sie seien nicht von Gottes Geist. 

Ich denke, wichtig ist es, dass wir offen sind für neues und nicht zwanghaft an alten sprachlichen Redewendungen festhalten, weil man eben "schon immer so geredet hat" – Sprache (und auch der Umgang miteinander), verändert sich, dass kann förderlich und manchmal auch hinderlich sein.


Bevor Du Deine Bibel (welche Übersetzung auch immer) aufschlägst, sprich mit Gott und bitte ihn, dass er Dir hilft zu verstehen, was Du liest. 


Bitte ihn auch, dass er Dir erklärt, was Du nicht verstehst und Dich vor groben Missverständnissen bewahrt. 

Petrus sagte mal zu Jesus: "Nur du hast Worte, die ewiges Leben schenken." Johannes 6, 68 NLB 


Jeder Mensch ist anders gestrickt und jeder Mensch hat eine eigene "Sprache". Finde raus und entdecke, mit welcher Bibelübersetzung Du am ehesten klar kommst und dann ist das voll in Ordnung. Denn wir verehren ja – Gott sei Dank – keinen bestimmten frommen Dialekt, sondern den lebendigen Gott, der uns versichert hat, dass seine Worte Leben bringen (Johannes 6, 63 HFA)!

 

Alles Liebe und ganz viel von seinem unendlich fetten Segen!
Deine Mandy

 


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Dieser Beitrag wurde am 30. Juli 2014 veröffentlicht.

15 Gedanken zu „Weil Worte unsere Sprache sind

  1. viola

    Ah – Mandy, du sprichst mir so was von aus der Seele…. bin selbst schon 51, mit dem alten Luther-Deutsch käme ICH ganz gut zurecht – wenn ich es auch nicht mehr benutze – aber meine Schüler???? Never!

    Tja – und deshalb setze ich im Unterricht sogar die Volxbibel ein, wenn's passt.  O-ton Schüler: "Mann, das ist ja voll geil, DIE Bibel versteht man ja sogar – krass!" Na also!!!!

    Übrigens… nur am Rande: "Gott wird zum Kumpelt dekantiert" – ist auch ein sprachlicher Klops: dekantieren tut man Wein…. Personen werden degradiert… das meinte er wohl, dein Freund der "guten" Sprache? 😉

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    1. Mandy Artikelautor

      Hallo Viola.

      Na is ja super, wenn die Bibel auf einmal "voll geil" ist. Die Martin's haben die Bibeln unserer oder früherere Zeit ganz schön geprägt! :-)

      Da die Volxbibel immer mal wieder wilde Diskussionen auslöst, wen mein Statement dazu interessiert, der möge es lesen: http://www.unendlichgeliebt.de/2012/03/31/warum-volxbibel-von-kaaarsten – das hat zwar Kaaaarsten geschrieben, aber ich unterschreibe jede Silbe!

      Ich hatte noch überlegt, ob ich den "sprachlichen Klops" korrigieren soll – hab es nicht getan, wollte nicht das Zitat verwaschen. :-) Ich kenne den Schreiberling persönlich nicht, hab ihn diesen Artikel mal als Link geschickt, vielleicht äußert er sich ja hier noch in den Kommentaren.

      Alles Liebe! :-)
      Mandy

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  2. Ilka

    Ist nicht nur ein Generationsproblem… ich merke durchaus auch im Gespräch mit Gleichaltrigen mehr und mehr, dass ich besser mal immer öfter nachfrage: „Was MEINST du, wenn du das Wort ‚…‘ gebrauchst?“ Für mich ist z.B. weder das Wort „konservativ“ noch das Wort „charismatisch“ ein negativer Begriff. Ich kenne aber andere, für die das eine oder andere, oder sogar beide – gelinde gesagt – voll abwertende Bezeichnungen sind. Ebenso sprach eine Freundin mal von jemandem, den sie als „Schwerenöter“ bezeichnete. Sie MEINTE „schwermütig“ oder sowas… und ist fest davon überzeugt, dass ein „Schwerenöter“ jemand sei, der „schwer in Nöten“ ist… 😉
    Manchmal glaube ich fast, dass Sprache als _Verständigungsmittel_ bald sinnlos wird… 😛 (ok, Ende vom Frustausbruch *grins*)

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    1. Mandy Artikelautor

      Wobei die Definition deiner Freundin von „Schwerenöter“ echt einleuchtend ist 😛 gefällt mir irgendwie. Worte sind schon toll! 

      Das hier ist übrigens eins meiner Lieblingsbücher :-)

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  3. Andreas

    Wie sehr sich die Bedeutung der Sprache wandelt konnte ich erst jetzt wieder entdecken. Ich lese gerade Andachten von Pfarrer Wilhelm Busch. Der ist 1967 gestorben und hat daher noch die Lutherbibel von 1912 verwendet. Da steht z.B. über Hiob, er sei „schlecht und recht“. Heute würde man dies eher negativ verstehen, im Sinne von „er bemüht sich, gerade so rechtschaffen zu sein“. Damals bedeutete dies aber ein Lob! In der „Hoffnung für alle“ liest sich das so: „… Denn es gibt keinen wie ihn auf Erden – ein Mann, so rechtschaffen und redlich, der Gott fürchtet und das Böse meidet!…“ Es ist also ganz gut, sich ab und zu mal eine aktuelle Bibelübersetzung zuzulegen! 😉

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  4. Andrea

    Als ein Schueler dem ich geholfen hatte zu mir sagte ich waere voll fett war ich ziemlich iritiert , sein Kumpel erklaerte mir aber dann gleich das das das netteste sei was er sagen koenne

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  5. Werner

    Nicht erst seid Freud´s Diagnose sind die Worte inhaltsleer und inflationär geworden. Sie sind oft einfach nur lieblos und zeigen oft schon pathologische Züge. Für das Wort "geil, Oma" oder "krass, Oma", hätte Oma uns einfach eine geschmiert, weil sie etwas ganz anderes nun mal verstanden hätte. Die Annekdote jungen Menschen erzählt, gibt´s vielleicht einen Lacher oder einen Hochgucker vom Handy, aber dann wird lustig weitergefeilt an der Sprach- und Gesellschaftsverrohung. Deshalb ist es gut, dass es GEKREUZSIEGT gibt und das SEELENFUTTER unter die Leute bringt. :-)

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  6. Ilka

    Hi Mandy, "einleuchtend" ist die Definition vielleicht schon. Ich bin mit Grimms' Märchen aufgewachsen und hatte auch zunächst eigentümliche Vorstellung von der Bedeutung mancher Worte. 😉

    Aber Sprache ist ja nun mal zur Verständigung da… eigentlich… und da ist es ein bisschen blöd, wenn die "eigene" Definition sehr von der tatsächlichen abweicht…

    Da muss ich oft an eine Geschichte aus meinem Lesebuch denken, Ist vielleicht auch für dich interessant, Mandy  – wahrscheinlich kennst du die aber schon aus der Schule; "Ein Tisch ist ein Tisch" von Peter Bichsel; klick hier.

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